Inhaltsverzeichnis

Schreiben im Studium

Einleitung

Das Schreiben im Studium begleitet eine*n Studierende*n von der ersten Klausur bis zur Abschlussarbeit und ist eine Fertigkeit, die eine der komplexesten im Studium darstellt. Man kann das wissenschaftliche Schreiben nicht auswendig lernen – wie zum Beispiel Vokabeln; es handelt sich um einen Prozess, der aus vielen kleinen Aufgaben und Schritten besteht.

An dieser Stelle möchten wir direkt mit zwei häufig anzutreffenden Aussagen über das wissenschaftliche Schreiben ‚aufräumen‘: „Schreiben kann man oder nicht“ – dieser Aussage liegt die Ansicht zu Grunde, dass Schreiben eine angeborene Fähigkeit sei, dies ist aber nicht der Fall. Beim Schreiben handelt es sich vielmehr um eine Fertigkeit, der ein sehr langer Lernprozess zugrunde liegt, welcher in der Grundschule mit dem Erlernen des Schreibens beginnt, und im weiteren Leben fortgeführt wird. Daneben existiert in vielen Köpfen eine sehr idealisierte Vorstellung des Schreibprozesses: Es wird geglaubt, dass ein Schreibprozess linear abläuft, sprich man besorgt sich die nötigen Informationen, schreibt den Text in einem Rutsch herunter, druckt den Text dann aus und gibt ihn ab – doch ganz so einfach ist es nicht. Beim Schreiben durchläuft man viele kleine Prozesse – jedoch nur sehr selten linear, i.d.R. durchläuft man sie rekursiv, folgt schon mal einem Irrweg und steckt auch mal in einer Sackgasse fest; mal läuft es an einem Tag sehr gut und manchmal hat man nach acht Stunden nur einen Satz geschrieben. Daher sei an dieser Stelle angemerkt, dass auch in diesem Text der Schreibprozess an vielen Stellen idealtypisch dargestellt wird. Dies ist neben dem Modellcharakter auch dem Aspekt des unterschiedlichen Vorgehens geschuldet: Es gibt Schreibende, die zunächst die komplette Literaturgrundlage lesen und exzerpieren und dann ihren Text schreiben; es gibt auch Schreibende, die einen Text lesen und aussagekräftige Zitate und Paraphrasen direkt in ihren Text übernehmen.

Mit dieser Ausarbeitung möchten wir euch einige Grundlagen und Grundbewegungen des wissenschaftlichen Schreibens vorstellen. Dazu wird zunächst im folgenden Kapitel konkretisiert, was das wissenschaftliche Schreiben im Germanistik-Studium ausmacht. Hierbei werden die W-Fragen zum wissenschaftlichen Schreiben beantwortet. Der „Überblick: Textsorten im Germanistik-Studium“ soll euch Orientierung geben und informiert euch über die inhaltlichen und formalen Merkmale der verschiedenen Textsorten (Kap. 2.1). Im nächsten Kapitel wird die Frage, wie man einen wissenschaftlichen Text schreiben kann, beantwortet (Kap. 2.2) und hiernach wird die Grundbewegung des Schreibens vorgestellt (Kap 2.3). In den Schlussbemerkungen werden einige abschließende Hinweise gegeben.

In der Kürze dieses Reader-Beitrages kann das Schreiben nicht so umfassend behandelt werden, wie das Thema es verdient hätte und bedarf; daher möchten wir euch dazu anregen weitere Angebote an der Ruhr-Universität Bochum zu nutzen, vor allem die Angebote des Schreibzentrums.

Wissenschaftliches Schreiben im Germanistik-Studium

Wenn man sich überlegt, was man alles im Studium schreibt, kommt man zu dem Ergebnis, dass es viele verschiedene Textsorten sind, welche im nächsten Unterkapitel thematisiert werden.

Im Kapitel 2.2 wird erläutert, wie man wissenschaftlich schreibt. Man sollte sich zunächst von dem Idealbild lösen, dass man sein Schreibprojekt plant, dann schreibt, dann Korrektur liest und dann abgeben kann, und berücksichtigen, dass man Schreiben nur durch Schreiben lernt. Daneben ist zu beachten, dass es sich beim Schreiben um einen Prozess handelt, der sehr individuell gefärbt sein kann. Daher sollte man unbedingt experimentieren, mit welchen Methoden man selbst am besten zurechtkommt und die besten Ergebnisse erzielt. Um seine Schreibkompetenz stetig zu erweitern, ist es sehr hilfreich, sich die korrigierten Arbeiten vom Lehrenden abzuholen und ein Feedback einzufordern.

Die Frage, wer schreibt, soll nicht unberücksichtigt bleiben. Der Autor eines wissenschaftlichen Textes ist immer der, der auf dem Deckblatt bzw. in der Kopfzeile angegeben ist; alle Stellen, die von anderen übernommen oder entlehnt wurden, werden auch als solche gekennzeichnet. Die Folgen eines Plagiates reichen vom Durchfallen über die Exmatrikulation bis zum Studienverbot für das entsprechende Fach, ggf. verbunden mit einer Geldstrafe. Um ein Plagiat aus Unachtsamkeit zu vermeiden, empfiehlt es sich, stets ‚sauber‘ zu arbeiten. Also werden immer Anführungszeichen verwendet und Literaturangaben gemacht – auch wenn es sich scheinbar nur um eine Notiz für eigene Zwecke handelt. Hierdurch stellt man sicher, dass man immer nachvollziehbar arbeitet.

Warum schreibt man eigentlich wissenschaftliche Texte? Diese Frage kann man sehr zweckorientiert beantworten: Man erhält so CP. Jedoch sollte der Erhalt eines ‚Scheines‘ nicht eure einzige Motivation darstellen; mit einer solchen Haltung, die nur extrinsisch motiviert ist, fällt das Schreiben sehr schwer. Wissenschaftliches Schreiben stellt das Handwerkszeug in eurem Studium dar und ihr habt die Möglichkeit euch intensiv mit einem frei gewählten Thema zu beschäftigen, und könnt dann eure Arbeitsergebnisse noch einem fachkundigen, interessierten Leser präsentieren und eine Rückmeldung einfordern. Insbesondere eine Hausarbeit ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit einem Thema, ihr könnt das Gelernte anwenden und umsetzen, euch ausprobieren und gewiss am Ende stolz sein, wenn ihr eure ausgedruckte Arbeit in der Hand haltet.

Hieraus ergibt sich die Frage: Was ist meine Aufgabe beim Verfassen eines wissenschaftlichen Textes? Um einen wissenschaftlichen Text zu schreiben, muss man sich unter Berücksichtigung der Literatur zum jeweiligen Thema mit einer Fragestellung auseinandersetzen und diese beantworten. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen gegliedert und sprachlich/argumentativ entsprechend dargestellt werden.

Zu guter Letzt sollte man sich fragen, wo schreibe ich? Ist es der heimische Schreibtisch, die Couch, das Bett, im Café, im ÖPNV, an einem der vielen Arbeitsplätze an der RUB oder in der Bibliothek? Hier muss man für sich selbst herausfinden, an welchem Ort man sich zugleich am wohlsten fühlt und effektiv arbeiten kann. Das Schreiben in der Bibliothek bspw. bietet den großen Vorteil, dass die Literatur vor Ort ist, jedoch kann die persönliche Arbeitszeit, bspw. bei „Nachteulen„ mit den Öffnungszeiten kollidieren. Ebenfalls das Wie muss man individuell eruieren: Schreibe ich lieber per Hand und tippe es danach ab, oder tippe ich direkt? Hier sollte man unbedingt regelmäßig Sicherungskopien erstellen (externer Speicher, E-Mail oder in einer Cloud).

Überblick: Textsorten im Germanistik-Studium

Im Germanistik-Studium wird von euch das Verfassen von verschiedenen Textsorten gefordert. Im Folgenden wird euch ein allgemeiner Überblick über diese gegeben. Hierbei ist zu beachten, dass Dozenten individuelle Schwerpunkte setzen und von hier abweichende Erwartungen haben können, dies wird i.d.R. in der Veranstaltung zu Beginn thematisiert.

Textsorteinhaltliche Merkmaleformale Aspekte (vgl. auch unten)
Abstract Ist häufig am Anfang von linguistischen Aufsätzen zu finden.
Wird nach Fertigstellung der Arbeit verfasst, um den Leser über den Inhalt des Aufsatzes zu informieren.
Länge i.d.R 0,5 Seiten
Fließtext
AnalyseaufgabenAnalyseaufgaben stellen eine Möglichkeit dar, in einer Veranstaltung einen Teilnahmenachweis zu erwerben und variieren je nach Veranstaltung und Teilbereich.Aufgabenabhängig (bspw. Strukturbäume vs. Interpretation)
AusarbeitungenDer Begriff Ausarbeitung ist ähnlich vage wie der des Essays, daher erfolgt eine Konkretisierung i.d.R. in der Veranstaltung; es kann sich hierbei um eine Analyseaufgabe, einen Essay oder um schriftlich zu beantwortende Fragen handeln.s. Analyseaufgabe
E-Mail → vgl. hier
EssayEssays sind von allen Textsorten, die einem im Studium begegnen, diejenige, die am wenigsten konventionalisiert sind. Je nach Auslegung des Begriffs kann es sich um einen kurzen Text, dem eine Fragestellung zugrunde liegt, oder um eine Stellungnahme handeln. Fließtext
ExposéExposés werden geschrieben um das Vorgehen/ den Inhalt einer zu schreibenden wissenschaftlichen Arbeit zu beschreiben, es handelt sich gewissermaßen um ein Abstract, welches jedoch vor der eigentlichen Arbeit geschrieben wird. Es ist eine sehr gute Grundlage für eine Einleitung.Fließtext, der oft eine sehr genaue Vorgabe bezüglich der Länge hat
Exzerpt → vgl. hier
Handout/
Thesenpapier
→ vgl. hier
HausarbeitDie komplexeste Textsorte,
hat ein Thema und eine Fragestellung; im Germanistikstudium wirst du zwei Proseminar-Hausarbeiten, eine Hauptseminar-Hausarbeit und ggf. deine Bachelorarbeit schreiben.

Aufbau einer Hausarbeit:
Deckblatt
Inhaltsverzeichnis
Text: gegliedert in Einleitung, Hauptteil, Schluss; Darstellung in Kapiteln und Unterkapiteln
Literaturverzeichnis ggf. nach Literaturtypen (bspw. Primär-unter Sekundärliteratur) sortiert
evtl. Abbildungsverzeichnis
Eigenständigkeitserklärung
evtl. Anhang
Länge unterschiedlich: PS ca. 12 S./HS ca. 15-20 S.
Seitenzählung beginnt mit dem Deckblatt, jedoch wird die erste Seitenzahl erst auf der Seite des Inhaltsverzeichnisses angezeigt
Seitenrand oft von Standardeinstellungen abweichend; üblicherweise links 3 cm, rechts 4 cm
HausaufgabenHier kann man zwei Formen unterscheiden: Vorbereitungsaufgaben für die nächste Sitzung und abzugebende Hausaufgaben
KlausurDie Klausuren, die an der Universität geschrieben werden, lassen sich grob in drei Klassen einteilen: Klausuren mit Multiple-Choice-Fragen und Klausuren mit offenen Fragen und Mischformen.
Um eine genauere Vorstellung von den Klausurformen zu erhalten, bietet der FSR Germanistik eine Klausurensammlung zu den Grundkursklausuren an; diese ist nur zur Vorbereitung und Orientierung gedacht und nicht zum Auswendiglernen. Die Dozenten der Grundkurse kennen diese Sammlung.
Werden in der angekündigten Sitzung bzw. zum angekündigten Termin per Hand geschrieben oder online zu einem festgelegten Zeitpunkt vom heimischen oder universitären PC aus. Täuschungsversuche führen zum Nicht-Be­stehen des Kurses.
Lesekarten/-notizenWerden als vorbereitende Aufgabe erstellt und sind i.d.R. eine kurze Zusammenfassung des zu lesenden Textes mit weiterführenden oder offen gebliebenen Fragen.
Mitschriften → vgl. hier
PraktikumsberichtZu dieser Textsorte erhält man in der Regel in der Vorbesprechung oder in der begleitenden Veranstaltung sehr genaue Informationen zu Gestaltung. Daneben haben viele Lehrenden die Informationen hierzu auf ihrer Homepage bereitgestellt. oft genaue Vorgaben
Protokoll → vgl. hier
ReferatsverschriftlichungIm Prinzip ein Fließtext des Referates, jedoch nur auf der Inhaltsebene
nicht mit dem Verlaufsprotokoll zu verwechseln
Aufbau orientiert am Referat
Rezensionen Werden zu besuchten Veranstaltungen geschrieben und stellen eine z.T. wertende Beschreibung des Gesehenen dar.
StatementFormulierung von Arbeitsaufgaben für den Unterricht, die mit einem methodisch-didaktischen Kommentar versehen sind.Kann in mehrere Kapitel gegliedert werden

Bezüglich der formalen Vorgaben gilt für alle Textsorten, wenn oben nicht anders angegeben, dass sie

Ruhr-Universität Bochum
Germanistisches Institut
Wintersemester 2019/2020
Dozent*in:
Veranstaltung: (kann auch hervorgehoben werden)
Thema/Titel: (kann hier zum ersten Mal genannt werden, steht auch als Überschrift)
Verfasser*in/Referent*in
15. März 2020

Wenn die Lehrenden, meist zu Beginn des Semesters, die Teilnahmebedingungen für die Veranstaltung transparent machen, geben sie auch Informationen zur jeweiligen Textsorte, die ggf. von den Beschreibungen oben abweichen können. Es ist besonders wichtig, diese Information gut mitzuschreiben, da man den Text meist erst ein paar Wochen später zu schreiben beginnt.

Einen wissenschaftlichen Text schreiben

  In unseren Ausführungen haben wir bisher bereits mehrfach angedeutet, dass es sich beim Schreiben um einen sehr komplexen Prozess handelt; daher ist es nicht möglich, ihn vollständig und in allen Einzelheiten in einem Modell abzubilden. An dieser Stelle ist zu betonen, dass es sich bei der unten abgebildeten Darstellung um ein Modell des Schreibprozesses handelt, welches die vielfältigen Teilhandlungen abbilden soll. Der Schreibprozess beinhaltet die drei großen Handlungen: Planen, Schreiben und Überarbeiten, welche in den drei großen grauen Kreisen abgebildet sind; die Überlappung soll repräsentieren, dass die Handlungen nicht strikt voneinander zu trennen und die Grenzen fließend sind, dass sich Handlungen wiederholen können, sich abwechseln und gegenseitig bedingen.

Planen

Die Planung ist der Teil des Schreibprozesses, der eine gewisse Abfolge beinhaltet, dies ist in der Grafik durch Pfeile dargestellt. Der Beginn eines Schreibprozesses wird durch einen Seminarbesuch eingeläutet, da man sich dazu entscheidet, die zu schreibende Hausarbeit in dieser Veranstaltung zu schreiben. Hiernach ist es notwendig Ideen zu sammeln, die die Grundlage für Themen bzw. die Fragestellung bilden werden, es bieten sich Methoden wie das Brainstorming, das Clustern oder das Mindmapping an. 1) Daneben ist es lohnenswert in der Veranstaltung darauf zu achten, ob der Dozierenden Forschungsdesiderate und mögliche Hausarbeitsthemen im Kurs nennt.

Mit den ersten Ideen im Hinterkopf kann man die erste Literatur sichten, bibliografieren, so dass die Ideen weiter eingegrenzt werden und zu einem Thema werden. Spätestens jetzt, nach der Themenfindung, ist die Absprache mit dem Dozenten notwendig, da zum einen Hausarbeiten, die nicht vorher abgesprochen wurden, nicht angenommen werden, und zum anderen sollte man die Planung „absegnen lassen“, da es bspw. oft passiert, dass man sich ein zu großes Thema auswählt oder die bisherige Fragestellung noch nicht fein genug war. Nach der Phase des Orientierens, Recherchierens, Eingrenzens und der Absprache mit dem Dozenten sollte die zu Grunde liegende Fragestellung stehen. Nach der Absprache der Fragestellung, der Gliederung und einem Titel ist es meist erforderlich erneut zu bibliographieren und weitere Literatur zu lesen.

Die Fragestellung stellt das Herzstück jedes wissenschaftlichen Textes dar, sie bestimmt die Gliederung, die Beantwortung der Fragestellung ist das Ziel der Arbeit. Sie ist aber auch eine Brille, die den Leseprozess stark beeinflusst und steuert, da man die zu lesende Literatur vor dem Hintergrund der Fragestellung liest. Man sollte sich jedoch beim Lesen nicht zu stark steuern lassen, da sonst interessante und ggf. relevante Aspekte entgehen können.

Schreiben

Das Lesen und Exzerpieren dient dazu, sich das Wissen zu erarbeiten, welches notwendig ist, um die Fragestellung zu beantworten; dieses Wissen muss geordnet und gegliedert werden. Im Prozess der inhaltlichen Auseinandersetzung ist es möglich, dass man bemerkt, dass eine Veränderung in der Argumentation notwendig ist; hier zeigt sich, wie eng verwoben die Schritte Planung und Schreiben miteinander sind.

Je nach persönlicher Vorliebe kann man während der Erarbeitung an der Rohfassung schreiben oder erst danach. Beim Schreiben der Rohfassung muss man die inhaltlichen und formalen Merkmale der Textsorte bereits berücksichtigen, um Mehrarbeit zu vermeiden. Im Modell wurde der Aufbau in Einleitung, Hauptteil und Schluss aufgenommen. Jedoch muss eine Arbeit nicht in dieser Reihenfolge verfasst werden, man kann auch erst den Hauptteil verfassen und danach die Einleitung und das Fazit schreiben.

Es kann sehr hilfreich sein, wenn man sich für das Schreiben einen Schreib- und Zeitplan erstellt.

Überarbeiten

Das Überarbeiten kann in verschiedenen Modi durchgeführt werden: nach jedem Absatz, nach jeder Seite, nach jedem Kapitel oder nach der Fertigstellung des Hauptteils. Bei der Überarbeitung können bzw. müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden, diese sind in der oben stehenden Abbildung aufgeführt. Das absolute Minimum bei einer Überarbeitung stellt das Korrekturlesen hinsichtlich der Interpunktion und Orthographie dar. Eine Arbeit muss vor der Abgabe unbedingt Korrektur gelesen werden!

Tipps zum Überarbeiten:

Grundbewegungen des wissenschaftlichen Schreibens

Wie in der Einleitung erwähnt, ist das Schreiben i.d.R kein rein linearer Prozess, dies wird deutlich, wenn man sich die Grundbewegungen des Schreibens nach Ruhmann (1999:14) anschaut:

Anleitung zur Schreibprozessförderung „Grundbewegungen des Schreibens“
Schritt 1: Einfälle sammeln (5 Minuten)
Clustern oder Brainstorming: Was fällt Dir spontan zu diesem Thema ein? [Was hast du zu dem Thema erarbeitet? Ergänzungen V. H.]

Schritt 2: Einfälle sortieren und Schreibplan machen (5 Minuten)
Welche Einfälle möchtest Du nicht behandeln? Wie hängen die übriggebliebenen Einfälle zusammen? Über- und Unterordnungen bilden. Wo möchtest Du den Schwerpunkt setzen? In welcher Reihenfolge möchtest Du die Ideen abhandeln? Mache Dir noch einmal Schreibzeit, Textumfang, Adressaten und Zielsetzung bewusst.

Schritt 3: Rohfassung schreiben (10 Minuten)
Und nun schreibe die Ideen „herunter“. Versuche, Dich nur auf die inhaltliche Niederlegung der Gedanken zu konzentrieren; Erwägungen zu Stil, Struktur etc. unbedingt zurückstellen!

Schritt 4: Inhaltliche Überarbeitung (15-20 Minuten)
Schaue Dir den Text an: Ist die Darlegung nachvollziehbar? Überflüssiges wegstreichen, Fehlendes ergänzen, eventuell Reihenfolge der Gedanken ändern. Text neu schreiben.

Schritt 5: Sprachlich-stilistische Überarbeitung (10 Minuten)
Ist der Text sprachlich angemessen und schön? Satzbau, Ausdruck, Terminologie checken und verbessern.

Schritt 6: Korrekturlesen (5 Minuten)
Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung checken und korrigieren.

Diese Grundbewegung durchläuft man beim Schreiben eines wissenschaftlichen Textes sehr oft, und wenn man sich ihrer bewusst ist, kann man sie gezielt nach der Anleitung durchlaufen. Die angegebenen Zeiten sind Empfehlungen, die ggf. an das eigene Schreibverhalten angepasst werden müssen. Für die ersten Versuche und wenn das Schreiben schwer fällt, sollte man sich an den angegebenen Zeiten orientieren.

Schlussbemerkungen

Es sollte deutlich geworden sein, dass das Schreiben wissenschaftlicher Texte eine komplexe Aufgabe ist, die jedoch mit dem notwendigen Hintergrundwissen zu bewältigen ist – die euch herausfordern, jedoch bei einem reflektierten Umgang nicht überfordern wird.

An dieser Stelle möchten wir noch einen Hinweis geben: Es gibt kaum allgemeingültige Aussagen zum wissenschaftlichen Schreiben, daher sind letztendlich die Vorgaben der Lehrperson maßgeblich – jedoch gibt es Konventionen im Fach, und diese werden auch in diesem Reader vorgestellt. Diese soll euch als Basiswissen bei eurem ersten Schreibprojekt dienen. Bitte berücksichtigt jedoch die Vorgaben des Dozenten/der Dozentin, die man üblicherweise in der Veranstaltung selbst erhält oder auf der Homepage des Dozenten/der Dozentin einsehen kann.

Checkliste: Schritte einer Hausarbeit

Die unten abgebildete Checkliste kann euch bei eurer ersten Hausarbeit oder nach leichter Veränderung auch bei jedem anderen Schreibprojekt helfen, den Überblick zu behalten. Diese Schritte sind nicht zwingend chronologisch.

Vorbereitung
Habe ich mich für einen Themenbereich entschieden?
Habe ich das Thema eingegrenzt?
Habe ich bibliographiert?
Habe ich eine Literaturauswahl getroffen?
Habe ich eine Gliederung entwickelt?
Habe ich das Thema, die Literaturauswahl, die Gliederung und die Fragestellung mit dem/der Lehrenden abgesprochen?
Habe ich eine zu beantwortende Fragestellung entwickelt?
Habe ich mir alle ausgewählte Literatur besorgt?
Habe ich die Literatur gelesen und bearbeitet/exzerpiert?
Im Prozess des Schreibens
Bin ich mir über die Anforderungen der zu schreibenden Arbeit bewusst?
Habe ich die Einleitung geschrieben?
Habe ich den Hauptteil geschrieben?
Habe ich das Fazit geschrieben?
Habe ich das (automatische) Inhaltsverzeichnis erstellt?
Habe ich das alphabetisch sortierte Literaturverzeichnis erstellt?
Habe ich (wenn vorhanden) den Anhang erstellt?
Habe ich die Arbeit hinsichtlich für mich notwendiger Aspekte (roter Faden, Verständlichkeit, Zeichensetzung usw.) überarbeitet?
Nach dem Schreiben
Habe ich die Arbeit Korrektur gelesen?
Habe ich die Arbeit von Freund/inn/en Korrektur lesen lassen?
Habe ich die Zitate überprüft?
Habe ich die Arbeit druckfertig formatiert?
Habe ich die Arbeit ausgedruckt?
Habe ich die Arbeit gebunden/geheftet abgegeben
Nach der Korrektur der Arbeit
Habe ich meinen eigenen Schreibprozess reflektiert und festgehalten, was ich beim nächsten Mal ändern möchte und was besonders gut funktioniert hat?
Habe ich mit der/dem Lehrenden einen Termin zur Besprechung der Hausarbeit vereinbart, um mir eine Rückmeldung geben zu lassen?
Habe ich die Arbeit abgeholt?
Habe ich die Arbeit und Bewertung durchgesehen?
Habe ich mir Rückfragen notiert?

Eigen-/Selbstständigkeitserklärung

Jede Hausarbeit muss eine solche unterschriebene Erklärung enthalten. Daher haben wir hier eine Eigenständigkeitserklärung als Beispiel eingefügt, die ihr so übernehmen könnt.

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel verwendet habe.

Ich erkläre weiterhin, dass ich alles gedanklich, inhaltlich oder wörtlich von anderen (z.B. aus Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Lexika, Internet usw.) Übernommene als solches kenntlich gemacht, d.h. die jeweilige Herkunft im Text oder in den Anmerkungen belegt habe. Dies gilt gegebenenfalls auch für Tabellen, Skizzen, Zeichnungen, bildliche Darstellungen usw.

Ich nehme zur Kenntnis, dass die nachgewiesene Unterlassung der Herkunftsangabe als versuchte Täuschung bzw. als Plagiat („geistiger Diebstahl„) gewertet wird. Unkenntnis der in der Wissenschaft gebräuchlichen Regeln gilt nicht als Entlastung.

Mir ist bekannt, dass bei Vorliegen eines Plagiats die Arbeit nicht als selbständige Leistung gewertet wird, und dass damit
1. mein Anspruch auf einen Leistungsnachweis (auch Teilnahmenachweis) in der Lehrveranstaltung und die Möglichkeit einer Nachbesserung oder Wiederholung der Arbeit entfällt,
2. die Lehrveranstaltung als „nicht bestanden (Täuschungsversuch)“ bewertet wird.

Mir ist weiterhin bekannt, dass jeder nachgewiesene Plagiatsfall als Ordnungswidrigkeit im Sinne von § 63 Abs. 5 Hochschulzukunftsgesetz NRW geahndet werden und zudem zur Exmatrikulation führen kann.

Ort, Datum, Unterschrift

Literatur

Verwendete Literatur

Ruhmann, Gabriela (1999): Schreiben lernen, aber wie? Instrumentenkoffer für die Leitung von Schreibwerkstätten. In: Brigitte Berendt (Hrsg.): Handbuch Hochschullehre. Informationen und Handreichungen aus der Praxis für die Hochschullehre, E 2.12. Bonn: Raabe, S. 1-28.

Weiterführende Literatur und Informationen

Ursprungstext und Überarbeitung: Verena Holland | Überarbeitung: Daniel Händel, Sandra Waldenberger

1)
Erklärung der Methoden hier.