Das universitäre Prüfungsgespräch oder einfach die mündliche Prüfung, wie sie auch häufig im universitären Alltag genannt wird, gehört neben der wissenschaftlichen Hausarbeit zu den besonders wichtigen Prüfungsformen. Sie wird nicht nur während des Studiums als Modulabschlussprüfung notwendig, sondern ist ein Teil der Anforderung in der Bachelor- und auch Master-Abschlussprüfung bzw. dem entsprechenden Abschlussmodul.1).
Was ist eine mündliche Prüfung? Sie definiert sich in einem funktionalen Teil als Prüfungsform und in einem dialogischen Teil als Gespräch. Die mündliche Prüfung in einem geisteswissenschaftlichen Studium dient also nicht nur der Überprüfung von Wissen, sondern der/die Kandidat*in soll darüber hinaus vor allem seine bzw. ihre wissenschaftliche Diskursfähigkeit unter Beweis stellen.
Die Vorbereitung, zeitliche Planung und der lerntechnische Aufwand eines Prüfungsgesprächs ist mit der einer wissenschaftlichen Hausarbeit zu vergleichen.
Folgende Schritte sollten dabei beachtet werden:
Das Prüfungsgespräch findet zwischen dem/der Prüfer*in und dem/der zu prüfenden Kandidat*in statt. (Möglicherweise ist zusätzlich ein*e Protokollant*in, Beisitzer*in und/oder mehrere Prüfer*innen anwesend.) Diese Konstellation erweist sich aus unterschiedlichen Gründen als asymmetrisch: Zum einen obliegt dem Prüfer bzw. der Prüferin die Aufgabe der Moderation und der Lenkung der Prüfung anhand von Fragestellungen. Zum anderen besteht die Asymmetrie in der Wissensverteilung zwischen prüfender und geprüfter Person, da der/die Prüfer*in über mehr Wissen bzgl. des Themas oder des Problems verfügt.
Das asymmetrische Wissensverhältnis zwischen Prüfer*in und Prüfling ist offensichtlich, dennoch besteht der Anspruch, dass im Prüfungsgespräch eine fachwissenschaftliche und fachsprachliche Kommunikation stattfindet. Auf eine fachbezogene und wissenschaftliche Fragestellung des Prüfers bzw. der Prüfering wird nicht nur hinsichtlich des Inhalts sondern auch der sprachlichen Gestaltung eine angemessene Antwort erwartet. Dies beinhaltet auch die Kenntnis und Anwendung fachbezogener Termini und ist wichtiger Gegenstand der Prüfungsbewertung.3)
Das Prüfungsgespräch ist, vergleichbar mit einem Gespräch, ein Prozess, der sich dynamisch entwickelt und somit subjektive Momente hat. Besonders zu beachten ist dabei die Beantwortung der ersten Frage. Diese vermittelt dem/der Prüfer*in einen bleibenden und somit wichtigen Gesamteindruck, der nur schwerlich berichtigt werden kann.4)
Das Prüfungsgespräch lässt sich in drei Phasen einteilen:
Techtmeier, Bärbel (1998): Fachtextsorten als Wissenschaftssprachen VII: das Prüfungsgespräch. In: Hoffmann, Lothar/Kalverkämper, Hartwig/Wiegand, Herbert Ernst (1998) (Hrsg.): Fachsprachen. Languages for Special Purposes. Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft. Berlin/New York (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft HSK 14.1).
Text: Laura Essig. Überarbeitung: Sandra Waldenberger