Für wissenschaftliches Arbeiten ist es unerlässlich, den Forschungsstand zu erheben. Das ist natürlich umso leichter, je enger ihr euer Thema eingegrenzt habt. Nur wenn ihr in den wissenschaftlichen Diskurs eintretet, d.h. schon Geleistetes sichtet, kritisch prüft und weiterentwickelt, ist das wissenschaftliche Arbeiten aus erkenntnistheoretischer Sicht sinnvoll (denn Erkenntnis impliziert ja immer einen Fortschritt). Dafür muss die (Forschungs-)Literatur, die zu einem Thema bereits besteht, wenn auch nicht vollständig durchgearbeitet, so doch zumindest gesichtet werden. Im Folgenden werden die wichtigsten Methoden der Literaturrecherche mit ihren Vor- und Nachteilen sowie vielen nützlichen Tipps vorgestellt.
Von den verschiedenen Möglichkeiten der Literaturrecherche bieten sich zum Einstieg der Blick in die eigenen Seminarunterlagen (Skripte, ausgedruckte Präsentationsfolien, Hinweise des Dozenten etc.) sowie der Blick in Einführungsliteratur oder Nachschlagewerke an (bei Einführungsliteratur lohnt ein Studium des Literaturverzeichnisses, bei Nachschlagewerken ein Blick auf die Literaturhinweise unter Artikeln). Von hier aus kann mit dem Schneeballsystem weitergearbeitet werden. Die einzig systematische Literaturrecherche läuft allerdings über die Bibliographien – das Schneeballsystem zumindest mit der Recherche mit Hilfe von Bibliographien zu kombinieren, ist dringend zu empfehlen.
Die Recherche nur anhand von OPAC (über die Schlagwortsuche) oder von Internet-Suchmaschinen ist unzureichend!
Beim ‚Schneeballsystem’ nehmen Sie die neueste relevante Schrift, die Sie gefunden haben, und benutzen deren Bibliographie, um nach älterer Literatur zu suchen. Dann schauen Sie in diese Literatur und suchen nach noch älterer weiterer Literatur.“ (Rothstein 2011:37, Hervorheb. im Orig.)
Beim Verfahren nach dem Schneeballsystem fangt ihr also mit wenigen Texten an und erhaltet erst nach und nach eine ganze „Lawine“ (ebd.) von relevanter Literatur.
Das Verfahren ist zeitlich wenig aufwändig.
Sehr nützlich ist zudem, dass ihr schnell bemerken werdet, welche Literatur immer wieder zitiert wird und zum „Literaturkanon“ des jeweiligen Themengebietes gehört (ebd.). An dieser immer wieder zitierten Literatur werdet ihr auch in eurer eigenen Arbeit kaum vorbeikommen, dabei spielt es keine Rolle, ob ihr der Forschungsmeinung zustimmt oder widersprecht.
Zu beachten ist aber, dass gewisse Texte einige Forschungspositionen nicht aufgreifen, obwohl sie im Diskurs wichtig wären. Dies geschieht meist nicht durch Unkenntnis, sondern weil Autoren dazu neigen können, Vertreter gegensätzlicher Meinungen in ihren eigenen Studien weniger stark zu berücksichtigen.
Ein weiterer Nachteil des Schneeballsystems ist, dass durch dieses Vorgehen jeweils diejenige Literatur nicht erfasst werden kann, die zwischen der Zeit der Recherche für eine Publikation und ihrem letztlichen Erscheinen veröffentlicht worden ist. So wird eine Publikation von 2012 bestenfalls auf Monographien und Aufsätze, die vor 2010 erschienen sind, zurückgreifen. Denkt man diese Problematik weiter wird offenbar, dass mit jedem nach der Schneeballmethode verfolgten Literaturhinweis mindestens die Publikationen aus zwei Jahre verlorengehen und ein Anspruch auf Vollständigkeit, wie er beim Bibliographieren besteht, nicht gewährleistet ist.
Datenbanken
klickt.Die für die Germanistik am ehesten relevanten periodischen Bibliographien sind die beiden großen Fachbibliographien ‚Eppelsheimer-Köttelwesch’ und Germanistik, darüber hinaus die linguistische Bibliographie BLL und die internationale MLA.
Der Vorteil der Literaturrecherche anhand von Fach- oder Themenbibliographien ist evident: Einer gründlichen und systematischen Recherche mit den Bibliographien entgeht keine relevante Literatur, die zu einem Thema jemals verfasst worden ist. Bibliographieren ist zeitintensiv. Auch wenn die meisten großen Bibliographien mittlerweile auch online verfügbar sind und das Durchgehen der Printausgaben nur noch selten nötig ist, dauert es doch sehr lang, die gesamte Literatur zu einem bestimmten Thema herauszuschreiben. Das Bibliographieren anhand von Fach- oder Themenbibliographien kann daher mit der Recherche anhand des Schneeballsystems kombiniert werden.
Im nächsten Schritt müsst ihr den Standort feststellen, an dem ihr die recherchierte Literatur einsehen, ggf. ausleihen könnt. Für dieses Auffinden der Literatur, die ihr für eure wissenschaftliche Arbeit/euer Referat/eure Prüfung etc. verwenden möchtet, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Die ersten vier der im Folgenden aufgeführten wichtigsten Methoden, OPAC, Zettelkästen, ZKM und ZDB, können zeigen, ob und wo genau die gewünschte Literatur an der Ruhr-Universität (oder an anderen deutschen Universitäten) vorhanden ist und geben nicht nur den Bibliotheksstandort, sondern immer auch die Signaturen an.
Noch vor diesen Schritten könnt ihr zudem schauen, ob die gewünschte Literatur möglicherweise über die EZB oder als e-Book online verfügbar ist, um sie in diesem Fall einfach herunterzuladen.
Als letzte (etwas zeitintensivere, aber dennoch unkomplizierte) Möglichkeit bietet sich dann die Fernleihe an.
Umfasst den gesamten Bestand der Universitätsbibliothek Bochum, für die Germanistische Institutsbibliothek (IB) die Monographienbestände ab 1998 und diejenigen zuvor lückenhaft; darüber hinaus alle an der Ruhr-Universität vorhandenen Zeitschriften.
URL: https://opac.ub.ruhr-uni-bochum.de/webOPACClient/start.do.
In der Germanistischen Institutsbibliothek empfiehlt es sich, wenn eine Monographie oder ein Sammelband nicht im OPAC aufgefunden werden konnte, auch noch die Zettelkästen (auf Etage 4 im Eingangsbereich zu finden) zu prüfen - denn hier ist alle Literatur, die vor 1998 erschienen und in der IB verfügbar ist, (im Gegensatz zum OPAC) vollständig verzeichnet.
Verzeichnet die nicht elektronisch erfassten Monographien-Bestände der Fachbibliotheken der Ruhr-Universität bis einschl. Erscheinungsjahr 1998. Es handelt sich um einen digitalisierten Zettelkatalog. Die Recherchemöglichkeiten sind gegenüber dem OPAC stark eingeschränkt.
Besitznachweise von Zeitschriften in ca. 4300 deutschen Bibliotheken. Der gesamte Zeitschriftenbestand der Ruhr-Universität Bochum ist enthalten. Eine gute Möglichkeit, einen Überblick zu erhalten, an welchen Orten in der Umgebung (NRW oder darüber hinaus) gesuchte Zeitschriften verfügbar sind.
Bietet einen einfachen und komfortablen Zugang zu jenen Zeitschriften, die elektronisch erscheinen und Artikel im Volltext kostenlos anbieten. Nachteil: eher unbekannte Zeitschriften.
E-Books sollen das Angebot der gedruckten Lehrbücher ergänzen und dabei helfen, Engpässe bei besonders stark nachgefragten Lehrbüchern auszugleichen. Nachteil: Fokus auf Lehrbücher, wissenschaftliche Bücher oder Zeitschriften eher nicht vorhanden.
Literatur, die in den Bibliotheken der Ruhr-Universität oder in sonstigen öffentlich zugänglichen Bochumer Bibliotheken nicht vorhanden ist, kann gegen Gebühr aus auswärtigen Bibliotheken bestellt werden.
Wir bedanken uns bei Herrn Brommauer und seinem Team bei der Unterstützung bei der Zusammenstellung der folgenden Informationen.
Allgemeine Informationen über Zugang, Benutzung sowie Öffnungszeiten entnehmt ihr bitte der Homepage der Fakultätsbibliothek und der zugehörigen Benutzungsordnung.
Die Fachbereichsbibliothek Germanistik (‚Institutsbibliothek‘) ist Bestandteil der Bibliothek der Fakultät für Philologie, die Eingänge befinden sich auf der 4. und 6. Etage (Gebäude GB). Neben der germanistischen Literatur ist in der Bibliothek auch Literatur aus den anderen Philologien zu finden.
Im Bereich der Germanistik stehen euch ca. 125.000 Monographien sowie ca. 147 laufend gehaltene Zeitschriften zur Verfügung. Abgesehen vom OPAC steht euch ein alphabetischer Zettelkasten auf der vierten Etage zur Verfügung; die Recherche im Zettelkasten empfiehlt sich, wenn ein Titel im OPAC nicht zu ermitteln ist. Insbesondere ältere Titel sind noch nicht im OPAC erfasst.
Die folgende Übersicht gibt eine erste Orientierung dazu, wie die Bücher in der Fachbereichsbibliothek sortiert sind:
Die Signaturen der mediävistischen Literatur beginnen mit römischen Zahlen.
I Allgemeines (jeweils 1-99 Primärtext, ab 100 Sekundärliteratur)
II Verschiedene Literaturen
III Deutsche Literatur des Mittelalters: Textsammlungen und Quellen
IV Althochdeutsche und altniederdeutsche Literatur
V Mittelhochdeutsche und mittelniederdeutsche Literatur
Die genaue Aufschlüsselung der Signaturen findet ihr hier.
Die linguistische Literatur findet ihr unter der Signaturengruppe Sp. Auch die übrigen Institutsbibliotheken der Philologischen Fakultät verfügen über einen großen linguistischen Literaturbestand. Es lohnt sich dementsprechend, die Recherche auch über die germanistische Linguistik hinaus auszuweiten.
Sp R/Sp 0: Sprachwissenschaftliche Reihen Übersicht über die Sprachwissenschaft
Sp 1: Wörterbücher
Sp 2: Allgemeine Sprachwissenschaft
Sp 3: Indogermanische und germanische Sprachwissenschaft
Sp 4: Deutsche Sprachwissenschaft
Sp 5: Angewandte Sprachwissenschaft
Sp 6: Grenzbereich der Sprachwissenschaft (Stilistik, Stiltheorie, Praktische Stilistik, Verslehre, Rhetorik
Sp 7: Namenforschung
Sp 8: Mundartenforschung
Die genaue Aufschlüsselung der Signaturen findet ihr hier.
Die Gliederung der Signaturen in der der NDL erfolgt nach dem Geburtsjahr des Autors (ab 1450). Die weiteren Signaturziffern geben Auskunft darüber, ob es sich um die Werksausgabe, eine Teilausgabe, eine Einzelausgabe oder Sekundärliteratur handelt.
1-99: Werkausgaben
100-299: Teilausgaben
300-499: Einzelausgaben
ab 500: Sekundärliteratur
Die Fachdidaktik findet ihr unter der Signatur F.
Fa: Deutschunterricht
Fb: Sprachwissenschaft
Fc: Aufsätze/Rhetorik/Stilistik
Fd: Literaturunterricht
Fe: Lehr- und Lernmittel
Fg: Historische Didaktik
Fk: Kinderbücher
Fx: Fremsprachenunterricht
Fz: Grundlagen zum Deutschunterricht
Zeitschriften und gebundene Zeitschriftenbände befinden sich auf der 5. Etage. Aktuelle Zeitschriftenausgaben befinden sich auf der 4. Etage.
Auf der 5. Etage findet man auch Magister- und Bachelorarbeiten (2001-2008) sowie Literatur der Nachbarwissenschaften. Außerdem teilt sich die germanistische Institutsbibliothek diese Etage mit den Institutsbibliotheken Komparatistik, Theaterwissenschaft und Medienwissenschaft.
Die Signaturen der Nachschlagewerke beginnen mit N.
Na: Enzyklopädische Nachschlagewerke
Nb: Bibliographische
Nc: Speziallexika
Nd: Literaturlexika
Ne: Bibliographien
Die Nachschlagewerke der Linguistik befinden sich auf der 3. Etage.
Man unterscheidet die folgenden Arten von Bibliographien:
Eine Metabibliographie ist eine Übersicht über die Bibliographien zu einer Fachgruppe:
Blinn, Hansjürgen: Informationshandbuch deutsche Literaturwissenschaft. 4. Auflage. Frankfurt a. M. 2003.
z.B. Jeßing, Benedikt: Bibliographieren für Literaturwissenschaftler. Stuttgart 2003.
Epochenbibliographien führen die Literatur der Autoren einer bestimmten Epoche sowie die Sekundärliteratur auf.
z.B. Zeilinger, Heidi: Internationale Bibliographie zur deutschen Klassik 1750-1850/49.2002. München 2005.
Eine Personenbibliographie ist eine Bibliographie zu den Werken eines bestimmten Autors und der Sekundärliteratur:
z.B. Seifert, Siegfried: Goethe-Bibliographie. München 1950-1990.
Gattungsbibliographien führen Werke, die einer bestimmten Gattung angehören sowie die Sekundärliteratur auf:
z.B. Martin, Dieter: Das deutsche Versepos im 18.jahrhundert. Studien und kommentierte Gattungsbibliographie. Berlin 1993.
Allgemeine Bibliographien führen Literatur zu einem wissenschaftlichen Gebiet über das Einzelfach hinaus auf, z.B. zu Beiträgen zur Sprachwissenschaft und Literatur in den modernen Sprachen:
z.B. MLA International Bibliography of Books and Articles on the Modern Languages and Literatures
Fachbibliographien können euch in Form von abgeschlossenen Fachbibliographien, Spezialbibliographien, versteckten Bibliographien in Einführungen, Biographien, oder Zeitschriftenaufsätzen begegnen. Nähere Informationen zu den germanistischen Fachbibliographien findet ihr hier.
Literatur:
Blinn, Hansjürgen (32005): Informationshandbuch Deutsche Literaturwissenschaft. Frankfurt a.M.
Jeßing, Benedikt (2003): Bibliographieren für Literaturwissenschaftler. Stuttgart: Reclam.
Rothstein, Björn (2011): Wissenschaftliches Arbeiten für Linguisten. Tübingen: Narr.
Ruhr-Universität Bochum (2012): Bibliotheksportal. <http://www.ub.ruhr-uni-bochum.de/> [Stand: 23.11.12]
http://www.ub.ruhr-uni-bochum.de/fachbib/philologie/germ.html [Stand: 19.05.2015] http://www.ub.ruhr-uni-bochum.de/imperia/md/content/fachbib/philologie/germ_literaturliste_sose13.pdf
Ursprungstexte: Sebastian Brass, Romina Scheudoschi | Überarbeitung: Svenja Ditsch/ Katja Fintak; Daniel Händel; Sandra Waldenberger